Pressemeldung
Keine Trendumkehr: Wohnungsbau bleibt auf der Intensivstation
Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Auftragseingängen im Wohnungsbau kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:
„Nach den aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes zur Konjunktur im Bauhauptgewerbe sind die bundesweiten Neuaufträge im Wohnungsbau im August 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat nominal um 3,3% und real um 6,5% zurückgegangen. Das ist aber leider nicht die erhoffte Bremsspur der Talfahrt im Wohnungsbau. Vielmehr sind diese scheinbar nur schwachen Rückgänge vor dem Hintergrund der bereits im letzten Jahr rückläufigen Auftragseingänge zu sehen. Im August letzten Jahres waren sie bereits real um fast 24% zurückgegangen. Das Niveau der Auftragserteilung ist also weiterhin sehr niedrig. Der Wohnungsbau bleibt damit auf der Intensivstation. Die von der Bundesregierung angekündigten 14 Punkte für zusätzliche Investitionen müssen schnellstens umgesetzt werden, sonst droht der Kollaps.
Im August haben wir wieder 30% weniger Baugenehmigungen bekommen als im Vorjahr. Insgesamt fehlen im Vorjahresvergleich bis August Genehmigungen für 69.000 Wohnungen. Es ist keine Zeit mehr für die bisherige Ankündigungspolitik. Die Menschen erwarten einen Wohnungsbau-Wumms. Baugenehmigungen innerhalb von drei Monaten, eine niedrigere Grunderwerbsteuer, die versprochenen zinsvergünstigten Kreditsummen und ein geförderter EH 55-Standard sind das Minimum, um den Wohnungsbau in Deutschland wieder auf Kurs zu bringen.
Die bestehenden Auftragsbestände werden zwar immer noch abgearbeitet. Die Reichweite der Order hat im Jahresverlauf aber deutlich abgenommen und beträgt nach dem Ifo-Konjunkturtest nun weniger als vier Monate. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei fast einem halben Jahr. Eine Unterauslastung ist damit absehbar und setzt die Unternehmen zunehmend unter Handlungsdruck. Wir brauchen deswegen sofort investive Impulse, sonst können die Unternehmerinnen und Unternehmer dauerhaft den Beschäftigtenstand nicht halten, geschweige denn weiter ausweiten- um zum Beispiel in den nächsten Jahren die benötigten 400.000 Wohnungen zu bauen.“
Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes sind die Auftragseingänge im August insgesamt um nominal ca. 22% gestiegen, real um ca. 18%. Ursächlich für den Zuwachs sind Großaufträge zum Bau im kommunalen öffentlichen Nahverkehr und der Energieinfrastruktur, die sich im gewerblichen Tiefbau niederschlagen. Kumulativ liegen die gesamten Order damit nominal um ca. 2% über und real um 8% unter dem Vorjahresniveau.
Der Umsatz erreichte in den Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten bis August 69,2 Mrd. Euro, ein nominales Plus von 5,4%, real ein Rückgang um ca. 4%. Dabei stützt der gewerbliche Tiefbau die Umsatzentwicklung mit einem nominalen Plus von gut 16% und erreicht 13,5 Mrd. Euro. Die Umsätze im Wohnungsbau erreichen knapp 17 Mrd. Euro, nominal ein Rückgang um 2,5%, real ein Rückgang um 11%.