Konjunkturbericht
Baukonjunktur im ersten Quartal 2022
Im ersten Quartal 2022 sind die Umsätze im Bauhauptgewerbe um nominal knapp 20 % (real um 5,6 %) gestiegen. Der nominale Zuwachs wird durch die Preisentwicklung bei Baustoffen befeuert. Die Nachfrage nach Bauleistungen ist intakt, die Order legten nominal um fast 18 % (real um 4 %) zu.
Nach den Daten des Statistischen Bundesamteshaben die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten im ersten Quartal 2022 einen Umsatz von 19,7 Mrd. € erzielt. Das waren nominal 19,8 % mehr als im Vorjahresvergleichszeitraum. Unter Herausrechnung der Preisentwicklung, also realer Betrachtung, lag der Zuwachs bei 5,6 %.
Die Preisentwicklung bei Baustoffen treibt die nominale Umsatzentwicklung weiter deutlich an. So lag der Erzeugerpreisindex für Bitumen um 45 % über dem schon im Vorjahr im Steigen begriffenen Niveau. Für einige baurelevante Kunststoffe lag der Index um 20 % bis 40 % über dem Vorjahresniveau. Betonstahl verteuerte sich um 60 %, Holz um über 40 %. (Im April zog das Niveau der Einkaufspreise weiter an.)
Den Bauunternehmen gelingt es sukzessive entsprechend die Preise für Bauleistungen anzupassen. Die Preise für Bauleistungen stiegen im ersten Quartal um 13,4 %.
Der Orderzugang belief sich im ersten Quartal auf 25,3 Mrd. €. Das waren nominal 17,8 % mehr als im Vorjahresvergleichszeitraum, real ein Plus von 4 %. Der Auftragsbestand erreichte ca. 71 Mrd. €, nominal +15,3 %, real +1,6 %. Der reale Auftragsbestand lag im ersten Quartal bei ca. 51 Mrd. €. Im Jahr 2015, dem Jahr der Preisbasis, lag er bei 29, 6 Mrd. €. Das verdeutlicht die stetig gestiegene Nachfrage nach Bauleistungen in den letzten Jahren.
In den einzelnen Bausparten zeigte sich folgende Entwicklung:
Im Wohnungsbau zeigt sich beim Genehmigungsverlangen eine ambivalente Entwicklung. Bei den Mehrfamilienhäusern wurden fast 50.000 WE genehmigt, das waren 5.540 WE mehr als im Vorjahreszeitraum; +12,5 %. Demgegenüber wurden im Bereich Einfamilienhäuser nur knapp 20.800 WE genehmigt, ca. 7.380 WE weniger als im Vorjahreszeitraum. Offensichtlich hat die gestoppte Förderung in den KfW Effizienzhaus-Programmen seine Spuren hinterlassen. Das noch in 2021 verfügbare Baukindegeld wird zudem zu Vorzieheffekten geführt haben. Insgesamt wurden im Bereich Wohn- und Nichtwohngebäude gut 3.400 WE weniger genehmigt als bis zum März 2021; (-3,6 %).
Die Order im Wohnungsbau legten im ersten Quartal nominal um 17 % und real um 2,6 % gegenüber 2021 zu. Der Auftragsbestand für Wohnbauten lag zum Ende des ersten Quartals bei 13,4 Mrd. Euro; nominal +12,1 %, real -2,1 %.
In den nächsten Monaten wird sich zeigen, wie nachhaltig steigende Baukosten einerseits und schlechtere Finanzierungs-/und Förderbedingungen andererseits auf die Nachfrage bremsend einwirken.
Die Umsätze im Wohnungsbau erreichten im ersten Quartal in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten 5,5 Mrd. €, nominal ein Plus von 29 %, real +13 %.
Die Umsätze im Wirtschaftsbau erreichten im ersten Quartal 2022 ca. 8,4 Mrd. €, nominal eine Steigerung um ca. 15 %, real etwa ein Niveau wie im Vorjahr.
In der Industrie haben sich im ersten Quartal die Lieferkettenprobleme noch bremsend auf die Nachfrage nach Gewerbebauten ausgewirkt. Bezeichnend dafür ist, dass nur bei den Lagergebäuden die Nachfrage nach umbauten Raum deutlich zulegte (+8,5 %). Hier schlägt sich nieder, dass viele Unternehmen wieder stärker Läger aufbauen, um kontinuierlich produzieren zu können. Demgegenüber verzeichneten alle anderen Gebäudekategorien noch Rückstände zum Vorjahr.
Mittlerweile werden aus dem Dienstleistungsbereich aber Investitionsimpulse gemeldet. Die Umsätze zahlreicher konsumnahen Dienstleistungen, die im Vorjahr durch die Corona-Pandemie besonders beeinträchtigt waren, haben sich im März 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als verdoppelt; (Presse-Meldung Statistisches Bundesamt 07.06.2022). Demgegenüber hellt sich die Stimmung im Industriebereich nicht nachhaltig auf. Während sich die Lagebeurteilung etwas verbessert hat, bleiben die Erwartungen eher pessimistisch; (KfW-ifo Mittelstandsbarometer Mai 2022).
Die Orderlage zeigte sich jüngst im Aufwind. So haben, nicht zuletzt auch wegen Großprojekten, die Order im März deutlich zugelegt. Während im Hochbau damit real nur etwa das Vorjahresniveau erreicht wird, dürfte der Zuwachs im Tiefbau bis zum Quartalsende real fast zweistellig sein. Die Auftragsbestände haben im Wirtschaftsbau um nominal ca. 18 % gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Real dürfte das immerhin ein Wachstum um gut 3 % sein.
Die Umsätze im öffentlichen Bau erreichten im ersten Quartal 2022 ca. 5,8 Mrd. €, nominal eine Steigerung um ca. 19 %. Dabei hat insbesondere der Straßenbau das Ergebnis mit einem Zuwachs um fast 24 % gestützt. Real legte der Straßenbau um gut 13 % zu. Dabei hatten sich im Vorjahr noch die Anlaufschwierigkeiten der Autobahn GmbH in vergleichsweise niedrigen Umsätzen niedergeschlagen.
Im Jahresverlauf legten die Order im öffentlichen Bau bis März um knapp 15 % auf 8,1 Mrd. € zu, dabei im Straßenbau um gut 14 % auf 3,6 Mrd. € und der sonstige Tiefbau um 12 % auf ca. 3 Mrd. €. Auch der Auftragsbestand der öffentlichen Hand hält etwa in gleicher Größenordnung über dem Vorjahresniveau (nominal +14 %).
Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes hat die Zahl der Beschäftigten in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten bis zum März fast 522.000 erreicht. Das entspricht einer Steigerung um gut 2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.