Konjunkturbericht
Konjunkturentwicklung Bauhauptgewerbe Januar 2022
Start ins Baujahr 2022 mit deutlicher Umsatzsteigerung von +20%; - Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen bei Baumaterial dämpfen die Aussichten allerdings erheblich.
Das Bauhauptgewerbe ist mit guten Voraussetzungen in das Bau-Jahr 2022 gestartet. Die Auftragsbücher waren zum Jahresbeginn mit 64,3 Mrd. € gut gefüllt, das waren 15,5 % mehr als im Vorjahresvergleich. Die Lieferketten schienen sich nach den coronabedingten Ausfällen wieder einzujustieren. Auch die Wetterbedingungen waren günstiger als im Januar 2021 und schließlich gab es auch einen Arbeitstag im Januar 2022 mehr als im Vorjahr.
Die Daten des Statistischen Bundesamtes zum Januar 2022 spiegeln das insoweit wider: Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten 5 Mrd. € und legte damit um ca. 20 % gegenüber dem Vorjahreswert zu. Dabei sind in allen Bausparten zweistellige Zuwächse zu verzeichnen. Angesichts der deutlichen Preisentwicklung für Bauleistungen von über 12 %, liegt der reale Zuwachs bei „nur“ 7 %. Die Orderentwicklung, mit einem Plus von 7 % zum Vorjahr, bestätigt im Grunde die hohe Nachfrage nach Bauleistungen; (real -2,4 %).
Der Preisanstieg für Bauleistungen setzt sich fort, da sich auch der Druck von der Einkaufsseite nicht abbaut. Schon im Januar – d.h. vor dem Ukraine-Krieg - hatten die Einkaufspreise bei Kunststoffen und Mineralölerzeugnisse um 3 % bis 5 % zum Dezember 2021 angezogen. Die mineralischen Baustoffe waren ebenfalls in eine deutlichere Preisentwicklung gegangen; (Jan 2022 zu Dez 2021 über +5 %). Bei Holz und Stahl hatte der Preisrückgang gestoppt.
Allerdings spiegeln die Januar-Konjunktur-Daten nicht die derzeitige Situation in der Bauwirtschaft wider. Infolge des Krieges gegen die Ukraine und der erfolgten Sanktionen gegen Russland sind nunmehr Lieferschwierigkeiten und dramatische Preiserhöhungen bei Baustoffen wie Stahl und Bitumen zu verzeichnen. Aber auch die Preisentwicklung bei Kraftstoffen, Logistik-/Transportleistungen treffen das Bauhauptgewerbe als transportintensive Branche stark.
Die Preisentwicklung generiert sich zum einen aus den sanktionierten Importen für Baustoffe aus Russland und Belarus sowie kriegsbedingt ausbleibenden Importen aus der Ukraine. Zum anderen ergibt sich ein erheblicher Druck auf die Preise aus den steigenden Energie-/ Erdgaskosten, die für die Produktion von Baustoffen fällig werden.
Zulieferer geben – wenn Sie liefern - für ihre Produkte vielfach nur noch Tagespreise an die Bauunternehmen ab und schließen Garantien für die Lieferungen zunehmend aus. Lieferprobleme und Preissteigerungen nach Tagespreisen bei Baumaterial belassen kaum kalkulierbare Risiken bei den Bauunternehmen. Übliche Kalkulationen für Preise für Bauleistungen mit freibleibenden Angeboten über mehrere Tage oder gar Wochen sind daher derzeit kaum noch möglich. Bauverzögerungen und Baustopps werden auf deutschen Baustellen in der jetzigen Situation immer wahrscheinlicher. Die Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe ist für die kommenden Monate damit von erheblichen Risiken gekennzeichnet.
In den einzelnen Bausparten gab es im Januar 2022 folgende Entwicklungen:
Die Umsätze in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten erreichten im Wohnungsbau 1,38 Mrd. €; (+37,6 %). Ursache für den starken Zuwachs ist vor allen Dingen das niedrige Basisniveau aus dem Vorjahr. Hier hatte es infolge der Mehrwertsteuerabsenkung starke Vorzieheffekte Ende 2020 gegeben und dann eine entsprechende Zurückhaltung im Januar 2021.
Der starke Orderzugang um 15,6 % signalisiert ein anhaltend hohes Niveau der Nachfrage nach Wohnungsbauten. (Derzeit liegen die Daten zu den Baugenehmigungen zum Januar 2022 noch nicht vor.) Hier bleibt für die folgenden Monate abzuwarten, wie der abrupte Förderstopp der KfW-Neubauprogramme auf die Nachfrage durchschlägt. Gerade vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Entwicklung der Preise bei Baustoffen gibt es hier Anlass zur Sorge, dass ohne eine entsprechende Förderung viele potentielle Investoren von Ihren geplanten Projekten im Energieeffizienzbereich zurücktreten werden bzw./und neue Impulse fehlen. Die Nachfrage nach Bauleistungen im Wohnungsbau wird andererseits durch die akute Notwendigkeit Flüchtlinge unterzubringen gestützt werden.
Im Wirtschaftsbau wurden 2,16 Mrd. €; (+12 %) umgesetzt. Davon entfielen ca. 1,3 Mrd. €; (12,5 %) auf den Hochbau und ca. 0,9 Mrd. € auf Tiefbauten; (11,4 %). Nachdem die Orderzugänge im Wirtschaftshochbau im zweiten Halbjahr 2021 sehr dynamisch zugelegt hatten, haben sie im Januar etwas an Tempo verloren; (-5,5 %). Hier bleibt auch abzuwarten, wie sich die Nachfrage aus der Wirtschaft in den kommenden Monaten angesichts der Folgen des Ukrainekrieges entwickelt. Es ist mit Investitionszurückhaltung zu rechnen.
Für öffentliche Bauten wurden im Januar 1,4 Mrd. € umgesetzt; (+18,2 %). Dabei haben insbesondere Straßenbauten und sonstige Tiefbauten mit einem Plus von über 22 % das Tempo gemacht. Bei einem hohen Auftragsbestand dürfte hier die vergleichsweise milde Witterung dafür die Gelegenheit gegeben haben.
Die öffentlichen Auftraggeber haben im Januar deutlich mehr Aufträge ausgelöst als im Vorjahresmonat; (+16,6 %). Wegen der jüngsten Preisentwicklungen einerseits und neuen Herausforderungen bei der Unterbringung von Flüchtlingen andererseits, ist in den kommenden Monaten mit einer eher zurückhaltenden Investitionsbereitschaft insbesondere der Kommunen zu rechnen: Von der öffentlichen Hand (auf allen Ebenen) geplante Projekte haben feste Budgets, die kaum die Preisentwicklungen abdecken werden. Nicht selten sind kommunale Projekte auch an Förderungen gebunden, die ihrerseits auf fixierten Gesamt-Investitionsvolumina beruhen. Werden diese überschritten, stellt sich die Frage der Förderung neu und mithin nicht selten die Umsetzung des Projektes überhaupt. Hier braucht es eine realistische Fortschreibung der Budgets auf Basis der Preisentwicklung. Die Festlegung im Koalitionsvertrag, die kommunale Investitionstätigkeit zu unterstützen, sei es im Wege der Entlastung von Altschulden bzw. durch entsprechende Förderprogramme, muss jetzt zeitnah angegangen werden.