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Fliesenlegerhandwerk und IG BAU fordern Politik auf, Meisterpflicht wiedereinzuführen
Gemeinsame Pressemitteilung des Zentralverband Deutsches Baugewerbe und der IG BAU
Berlin, 25.04.2017 -
· Gespräch mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Lena Strothmann fand in Berlin statt
· Versicherungspflicht für Selbstständige gefordert
„Die Abschaffung der Meisterpflicht war ein Fehler mit fatalen Folgen. Das ist inzwischen unstrittig! Daher fordern wir die Wiederaufnahme des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerks , des Betonstein- und Terrazzohersteller- sowie des Estrichlegerhandwerk in die Anlage A der Handwerksordnung!“ Um für diese Forderung zu werben, trafen sich der Vorsitzende des Fachverbandes Fliesen und Naturstein im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Karl-Hans Körner, und der stellvertretende Bundesvorsitzende der IG Bauen-Agrar-Umwelt, Dietmar Schäfers, am Dienstag in Berlin mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Lena Strothmann im Deutschen Bundestag. Im Nachgang stellten sie im Rahmen eines Pressegesprächs die Folgen der Abschaffung der Meisterpflicht vor.
Die Anzahl der Betriebe ist seit 2004 extrem angestiegen, von 12.401 auf 71.142 Betriebe im Jahr 2015. Es sind größtenteils Ein-Mann-Betriebe, da sich jeder ohne Nachweis einer Qualifikation als Fliesenleger selbständig machen kann. Weitere Folge war eine deutliche Reduzierung bei den Ausbildungszahlen, von 3.029 Auszubildenden im Jahr 2004 auf 2.209 Auszubildenden im Jahr 2015 (-27 %). Gleichzeitig sank die Zahl der Meisterprüfungen in diesem Zeitraum von 423 auf nur noch 114 bestandene Prüfungen (-73 %).
„Diese Zahlen sprechen für sich. Überdies konnten viele zuvor florierende Betriebe mit qualifizierten Fachkräften den Unterbietungswettlauf mit den Dumpinganbietern nicht Stand halten, mussten aufgeben und langjährige Mitarbeiter entlassen. Da auch nicht mehr ausgebildet wird, stirbt unser Handwerk langsam aus,“ erklärte Karl-Hans Körner, Vorsitzender des Fachverbandes Fliesen und Naturstein im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes.
„Durch die fehlende Meisterqualifikation tummeln sich auf deutschen Baustellen zuhauf einzelne Fliesenleger ohne jede Ausbildung, die sich auch als Kolonnen für Bau- und Ausbauarbeiten aller Art verdingen, so dass Scheinselbständigkeit und Schwarzarbeit verstärkten Einzug in die Branche hielten,“ ergänzte Dietmar Schäfers, stellvertretender Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt.
„Diese einzelnen Fliesenleger ohne Qualifikation bieten ihre Leistungen zu Stundensätzen von deutlich unter 20 Euro an. Sie sind weder an den Tariflohn noch an den allgemeinverbindlichen Bau-Mindestlohn gebunden. Qualifizierte Fliesenmeisterbetriebe, die ihren Mitarbeitern Tariflohn zahlen, Beiträge in die Sozialsysteme abführen und Nachwuchs qualifiziert ausbilden, können mit ihrem Stundenverrechnungssatz von gut 54 Euro nicht mithalten und werden so aus dem Wettbewerb gedrängt.“, so Körner weiter. Daher fordern das Baugewerbe und die IG BAU gemeinsam, dass Selbstständige sowohl kranken- als auch rentenversichert sein müssten.
Das Deutsche Baugewerbe wie auch die IG Bauen-Agrar-Umwelt sind seit dem Jahr 2004, als die ersten negativen Folgen absehbar waren, immer wieder einzeln wie gemeinsam auf die Politik herangetreten. Inzwischen sehen viele Politiker die Entscheidung aus dem Jahr 2004 als Fehler an. „Nun geht es darum, diese Erkenntnis in Politik umzusetzen. Wir werden nicht locker lassen. Die Abschaffung der Meisterpflicht war eine Fehlentscheidung, die es dringend zu korrigieren gilt“, so Schäfers und Körner auf dem Pressegespräch in Berlin.