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Konjunkturbericht

Baukonjunktur im August 2017: Kein Sommerloch im Bauhauptgewerbe

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes zum August 2017 gingen in den Sommermonaten 2017 mehr Aufträge ein, als im Vorjahr. Die Auslastung ist zu Beginn der Herbstmonate bereits hoch.

Zum Jahresende 2016 hat das Statistische Bundesamt die Aufschätzung zur Konjunkturentwicklung für alle Betriebe im Bauhauptgewerbe (Umsatz, Arbeitsstunden, Beschäftigte) eingestellt. Bereitgestellt werden nur noch die Daten für Betriebe ab 20 Beschäftigten.

Für diesen Meldebereich liegt der Umsatz im August wie bereits im Juli bei 7,2 Mrd. € und damit um 10 % über dem Vorjahresniveau. Kumulativ hält das Umsatzwachstum damit weiter bei über 10 %. Dieser Wert erscheint allerdings überzeichnet. Zumindest liegt die Umsatzentwicklung nach dem ebenfalls vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Mixmodell für den Umsatz aller Betriebe, der bisher nur bis Juli vorliegt, mit ca. 6,5 % deutlich unterhalb der Entwicklung der Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten. *

Insgesamt bleibt die Auftragslage im Bauhauptgewerbe solide. In den Monaten Juni bis August wurde kein Sommerloch verzeichnet. Die Aufträge haben in diesem Zeitraum über alle Bausparten um gut 4 % gegenüber dem Sommer 2016 zugelegt. Im bisherigen Jahresverlauf legten die Order kumulativ um nahezu 6 % zu; dies bei einer Preisentwicklung von ca.3 %.

Allerdings gibt es weiter regional unterschiedliche Entwicklungen. Während sich auch kumulativ in den Stadtstaaten Hamburg (-4 %), Bremen (+18 %), Berlin (-13 %) eine erheblich volatile Nachfrage zeigt, ist die Nachfrage in den großen Flächenländern NRW (+14 %), Bayern (+9 %) und Baden Württemberg (+5 %) per Saldo stetig positiv. Allerdings gibt es spartenabhängig deutliche Unterschiede. So ist die Nachfrage im Wohnungsbau und öffentlichen Bau in Bayern und Baden Württemberg sehr ausgeprägt, im Wirtschaftsbau erreicht sie nicht das Vorjahresniveau.

Nach der ifo-Konjunkturumfrage verzeichneten die Unternehmen des Bauhauptgewerbes über die Sommermonate jeweils eine Kapazitätsauslastung von über 80 %. Gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum stieg sie damit nochmals um 2 %-Punkte. Die Investitionsbereitschaft zieht damit weiter an.

Im Folgenden wird die Bewertung der Konjunkturentwicklung auf die verfügbaren Daten für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten abgestellt.

In den einzelnen Sparten zeichnet sich folgende Entwicklung ab.

Der Umsatz im Wohnungsbau ist auch im August weiter zweistellig gestiegen (+11 %). Mit kumulativ gut 11,3 Mrd. € erreichen die Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigen auch ein Plus von gut 11 %. Betriebe dieser Größenordnung haben im Wohnungsbau einen Umsatzanteil von ca. einem Drittel, bei zuletzt leicht steigender Tendenz. Sie sind stärker im prosperierenden Mehrfamilienhausbau tätig als die kleineren Unternehmen, die ihr Geschäftsfeld vorrangig im Ein- und Zweifamilienhausbau (EFH/ZFH) haben. Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Baugenehmigungen stagniert die Nachfrage bei EFH/ZFH aber bestenfalls. Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb die Umsatzentwicklung für alle Unternehmen (nach dem Mixmodell) hinter der der größeren Betriebe insgesamt zurückbleibt.

Bis August 2017 wurden insgesamt ca. 230.000 WE genehmigt. Dies sind zwar 15.400 WE weniger als im Vorjahresvergleich (-6,3 %), aber immer noch deutlich mehr als in den Vorjahren; (gegenüber 2015 ca. +17 %). So ist insgesamt bei dem aktuellen Vorjahresvergleich zu berücksichtigen, dass zum August 2016 ein Plus von ca. 25 % gegenüber 2015 erreicht wurde. Insgesamt setzt sich die Nachfrage also auf hohem Niveau fort. (Das Delta zum Vorjahr ergibt sich bei Umbaumaßnahmen und Wohnheimen.)

Die Nachfrage fällt besonders deutlich im Mehrfamilienhausbau aus. Hier werden mittlerweile 60 % der Neubaugenehmigungen beantragt. Im Jahr 2010 waren es noch 40 %. Dieses Segment betrifft insbesondere die Ballungs- und Universitätsstädte. Das Orderplus liegt im Wohnungsbau per August bei ca. +4 %.

Der Umsatz im Wirtschaftsbau ist im August mit knapp 3 Mrd. € wiederum kräftig gestiegen (+11%). Mit knapp 20 Mrd. € erreichen die Betriebe auch kumulativ ein Plus von ca. 11 %. (Hier haben die Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten einen Anteil von ca. 80 % am Umsatz aller Betriebe.) Dabei zeigen sowohl der Hochbau (+12,4 %) als auch der Tiefbau (+7,6 %) ansprechendes Wachstum.

Der positive Trend hält bereits seit 2016 an und kann als Beleg für eine gewachsene Investitionsbereitschaft der Wirtschaft gewertet werden. Die anhaltend gute Konjunkturentwicklung bei bereits hoher Kapazitätsauslastung dürfte der Treiber dafür sein.

Allerdings zeigt sich das Genehmigungsverlangen für neue Bauvorhaben aus der Wirtschaft im Jahresverlauf recht volatil. In den Sommermonaten war eine ansteigende Tendenz zu verzeichnen, bei Bürogebäuden von ca. +30 %, Handelsgebäuden +13 % und Fabrikgebäuden von ca. +20 % (bemessen nach Baukosten).

Im Auftragseingang zeigte sich ebenfalls ein positiver Trend. So haben die Order im Juli (+7,6 % und im August (+5,0 %) wieder erkennbar zugelegt. Dazu hat der anteilsstarke Hochbau allerdings wenig beigetragen. Die Impulse kamen eher aus dem Wirtschaftstiefbau.

Auch der öffentliche Bau bleibt weiter in der Erfolgsspur. Mit kumulativ fast 16 Mrd. € erreichen die Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigen beim Umsatz ein Plus von ca. 9 %; Hoch- und Tiefbau haben hieran etwa gleichermaßen Anteil. (Im öffentlichen Bau haben die Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten einen Anteil von fast 90 % am Umsatz aller Betriebe.) Die sich bereits im letzten Jahr zeigende Belebung der Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand setzt sich fort. Dies zeigt sich auch beim Orderzugang, der im Hochbau kumulativ ein Plus von fast 12 % zum Vorjahr aufweist. Hier schlagen sich auch die vom Bund bereitgestellten Mittel zur Kommunalinvestitionsförderung nieder. Nach den Auswertungen des Bundesfinanzministeriums stehen hier immer noch erhebliche Mittel zum Abruf bereit. Den Tiefbau, mit einem Orderplus von ca. 6 %, stützt der nachhaltige Investitionshochlauf des Bundes bei der Infrastruktur.

Die Zahl der Beschäftigten legt im Bereich der monatlich meldenden Betriebe im Jahresverlauf weiter um ca. 6 % zu. Das ist nach wie vor etwa doppelt so viel, wie nach dem Mixmodell für alle Beschäftigten des Bauhauptgewerbes ausgewiesen wird.

* Das Statistische Bundesamt hat die Berichterstattung zum Konjunkturverlauf im Bauhauptgewerbe ab dem Berichtsmonat Januar 2017 auf ein „Mixmodell“ umgestellt. Im Mixmodell werden die Daten des Monatsberichts für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten um Verwaltungsdaten für die Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten ergänzt. Zu den Verwaltungsdaten gehören Umsatzdaten der Finanzverwaltung und Beschäftigtendaten der Bundesagentur für Arbeit. Das Ergebnis dieses sogenannten Mixmodells entspricht dann praktisch einer Totalzählung. Die Ergebnisse für den Umsatz und die Beschäftigten in allen Betrieben werden vom Statistischen Bundesamt nur in Form von Messzahlen und Veränderungsraten veröffentlicht.

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